„Combat 18“ – Die Wiederkehr einer neonazistischen Terrororganisation?

INPUT – antifaschistischer Themenabend in Düsseldorf
Referent: Jan Raabe (argumente und kultur gegen rechts, Bielefeld)

25.1., 19:30 Uhr, Linkes Zentrum „Hinterhof“, Corneliusstr. 108

Als am 4. Juni 2016 fast 1.000 Neonazis an ihrem „Tag der Deutschen Zukunft“-Aufmarsch in Dortmund teilnahmen, waren auch einige wichtige Aktivist_innen des internationalen „Combat 18“-Netzwerkes vor Ort. Unter ihnen William Browning, genannt „The Beast“, einer der Gründer der britischen Neonazi-Gruppe „Combat 18“ (C18). Der 46-jährige Engländer galt Mitte der 1990er Jahre als einer der gefährlichsten Neonazis Europas. Offensichtlich hatte an dem Wochenende in oder in der Nähe von Dortmund ein Treffen des C18-Netzwerkes stattgefunden. Angesichts dessen, dass es Anfang der 2000er Jahre in Dortmund eine C18-Zelle gab, deren Akteur_innen der lokalen Neonazi-Szene angehörten, dass 2000 der in Dortmund agierende Neonazi Michael Berger drei Polizist_innen erschoss und dass 2006 Mitglieder des NSU in Dortmund Mehmet Kubaşık ermordeten, erhält diese Beobachtung besondere Bedeutung.

Die Anfang der 1990er Jahre als Saalschutz gegründete Organisation „Combat 18“ versteht sich als der bewaffnete Arm des internationalen Musiknetzwerkes „Blood & Honour“. Seit Mitte der 1990er Jahre wird von C18 das Konzept des „leaderless resistance“ propagiert, bei dem kleine, voneinander unabhängige Terrorzellen mittels Bombenanschlägen und
Exekutionen einen „Rassenkrieg“ auslösen sollen. Gemeinsam mit skandinavischen Neonazis versuchten C18-Aktivist_innen 1997 eine Anschlagserie mit Briefbomben durchzuführen. Immer wieder wurden in dieser Szene Waffen und Sprengstoff gefunden, auch vor Mord in den eigenen Reihen schreckten die Mitglieder nicht zurück. Mit der Aura von Gewalt und Terror wurde C18 zu einem Label, dessen sich unterschiedliche Neonazis bedienten, die ein gewaltsames Vorgehen befürworteten.

Auch in Deutschland propagierten Teile des Neonazismus die Ideen von C18 und traten unter diesem Label auf. Am bekanntesten sind hier die Band „Oidoxie“ aus Dortmund und der in Thüringen lebende Neonazi und NPD-Kader Thorsten Heise.

Nachdem es vor allem durch die Inhaftierung führender Mitglieder des Netzwerks in England einige Jahre still um die Organisation geworden war, arbeitet diese seit 2012 an einer Reaktivierung und an einem Neuaufbau der internationalen Strukturen. Erneut mit dabei sind Personen von „Oidoxie“ und deren Umfeld sowie Thorsten Heise, die ebenfalls an der Demonstration in Dortmund teilnahmen. Dass „Combat 18“-Treffen zumeist am Rande von Konzerten oder Aufmärschen stattfinden, ist durch die Aussage eines dänisches C18-Aussteigers bestätigt.

Welche Themen bei dem mutmaßlichen „Combat 18“-Treffen in Dortmund auf der Agenda standen, ist nicht bekannt. Wer die Geschichte von C18 kennt, wird vermuten, dass es dabei nicht nur um Musik ging. In einer Zeit, in der in ganz Europa rassistische Bewegungen gegen die angebliche „Invasion“ von Geflüchteten und Muslimen hetzen und vor dem drohenden „Volkstod“ warnen, erhält die Idee eines „bewaffneten Kampfes“ bei dem rechtsterroristisch orientierten „Combat 18“-Milieu neue Aktualität.

Der Vortrag am 25. Januar beleuchtet die Geschichte von C18, regionale Bezüge und aktuelle Entwicklungen.

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INPUT – antifaschistischer Themenabend in Düsseldorf existiert seit 2002
und findet in der Regel einmal monatlich statt, zumeist im „Zentrum
Hinterhof“, hin und wieder aber auch im Kulturzentrum zakk oder an
anderen Orten. Unregelmäßig werden zusätzliche
INPUT-Spezial-Veranstaltungen angeboten. Ankündigungen unter
http://linkes-zentrum.de (Termine).
Aktuelle Veranstalter: Antifaschistischer Arbeitskreis und AG INPUT, in
Kooperation mit dem Antirassistischen Bildungsforum Rheinland (ABR) und
SJD – Die Falken Düsseldorf.