Presseerklärung des Antifa-KOK zum Anschlag am S-Bahnhof Wehrhahn vom 28.7.2000

Dokumentation der Antifa-Presseerklärung vom 28.7.2000

Koordinierungskreis antifaschistischer Gruppen aus Düsseldorf und dem Umland (ANTIFA-KOK)
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Düsseldorf, den 28.7.00

Presseerklaerung des ANTIFA-KOK zu dem Sprengstoffanschlag am S-Bahnhof
Wehrhahn

Angesichts der bisher bekannten Fakten hält der Antifa-KOK einen
rassistisch und antisemitisch motivierten gezielten Mordanschlag von
Neonazis für naheliegend.

Bundesweit vollzieht sich im Neonazi-Spektrum eine Entwicklung hin zu
terroristischen Eskalationsstrategien. Offen wird die Option einer
terroristischen Strategie diskutiert, wie zum Beispiel in der
Neonazizeitschrift „Hamburger Sturm“, die auch von Düsseldorfer Neonazis
bezogen wird.

Nicht unbedeutend hierfuer ist die Entwicklung in Skandinavien und in
Grossbritannien. Hier haben Neonazis (z.B. die Gruppe Combat 18) in den
letzten Jahren zunehmend terroristische Anschlaege veruebt. In Schweden kam
hierbei z.B. 1999 ein Gewerkschafter ums Leben. Auch Sprengstoffanschlaege
auf Journalist/innen zaehlen hierzu.

Der neonazistische Ueberfall auf Teilnehmer/innen an einer
Gedenkveranstaltung am 9. Juli 2000 an der KZ-Gedenkstaette Kemna
(Wuppertal) zeigt, dass auch in der hiesigen Region ähnliche Tendenzen
erkennbar sind. Federführend initiiert wurde dieser Angriff von hohen
Funktionaeren der NPD (u.a. Thorsten Craemer) und deren Jugendorganisation
„Junge Nationaldemokraten“ (JN).

Auch die lokale Neonaziszene ist in das militante Neonazispektrum in der
BRD eingebunden. Die „Kameradschaft Düsseldorf“ gehört zu den aktivsten
Gruppen in NRW.
An Waffen und Sprengstoff heranzukommen, war fuer die Neonazi-Szene noch
nie ein Problem, was auch auf die Duesseldorfer „Kameraden“ zutrifft. Das
„Survival Security & Outdoor“-Geschaeft auf der Gerresheimerstr. 51 des
„Sicherheitsausrüsters“ Ralf Spies, einem von der neonazistischen
„Kameradschaft Düsseldorf“ regelmässig frequentierten Anlaufpunkt, ist
hierfür nur ein bekanntes Beispiel. Der Ladeninhaber Spies, wiederholt
wegen rassistischer Delikte verurteilt, gilt selbst in seinem
Bekanntenkreis als „rassistischer Amoklaeufer“. Er handelt u.a. mit
„Polizei-, Armee-, Sicherheit-Zusatzausruestungen“ und bietet einschlägige
Trainings an.
Selbst einer der Täter, die 1996 ein Aussiedler/innenwohnheim in Wersten
in Brand setzten, ist nach seiner Haftentlassung wieder in der
Düsseldorfer Szene aktiv.
Auf einer Hundehalterdemonstration von wenigen Tagen in Düsseldorf
verteilten Neonazis Handzettel mit der Aufschrift „Berger war ein Freund
von uns. 3:1 für Deutschland!“ Hiermit ehrten sie den Polizistenmörder
Michael Berger, der drei Polizeibeamten erschoss, bevor er Selbstmord
beging.
Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass der Sprengstoffanschlag am
S-Bahnhof Wehrhahn nicht von Neonazis verübt wurde, so ist es doch nur
eine Frage der Zeit, bis Neonazis auch in Duesseldorf wieder terroristisch
aktiv werden.
Es ist höchste Zeit, diese Entwicklung zu stoppen.

Anna Names (Specherin des ANTIFA-KOK)