“Authentische Geschichte”? Der Umgang mit der NS-Vergangenheit in Film und TV

INPUT – antifaschistischer Themenabend

Referent: Michael Sturm (Historiker)

Mit dem nahenden Ende der Zeitzeugenschaft beginnen sich auch die Formen der Erinnerung an die NS-Zeit zu verändern. Vor allem Film und Fernsehen haben sich in den vergangenen Jahren zu Leitmedien in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus entwickelt. Die im Januar 1979 im deutschen Fernsehen gesendete fiktionale amerikanische Serie „Holocaust“ gilt als wichtige Zäsur in der Erinnerungskultur der Bundesrepublik. Erstmals wurde in einer größeren Öffentlichkeit über die Mitwisserschaft und die Beteiligung der deutschen Gesellschaft an der NS-Vernichtungspolitik diskutiert. Kinofilme wie „Schindlers Liste“ oder „Das Leben ist schön“ widmeten sich ebenfalls der Shoah und avancierten zu internationalen Kassenschlagern. In der Bundesrepublik erlebt das Geschichtsfernsehen seit den 1990er Jahren einen Boom. Vor allem die von Guido Knopp produzierten Dokumentationen zum Nationalsozialismus erzielen bis heute immer wieder Rekordeinschaltquoten. Zunehmend widmen sich aufwendig vermarktete „Doku-Fictions“ wie etwa „Dresden“ oder „Die Flucht“ aber auch den deutschen Opfern des Zweiten Weltkriegs. Dabei ist festzustellen, dass sich diese Produktionen oftmals den Anschein „authentischer“ historischer Quellen geben.

Der Vortrag zeichnet die Bedeutungsverschiebungen nach, die für den Umgang mit der NS-Vergangenheit in Film und Fernsehen in den vergangenen Jahrzehnten kennzeichnend gewesen sind. Wie wirkten sich diese Entwicklungen auf die Erinnerungskulturen und die Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus (nicht nur) in der Bundesrepublik aus? Welche Deutungsmuster der NS-Zeit werden in den aktuellen Dokumentationen, Doku-Fictions und Spielfilmen angeboten? Leisten diese Produktionen einen Beitrag zu einer reflektierten Beschäftigung mit der Vergangenheit? Tragen sie eher zu einer Trivialisierung der NS-Verbrechen bei? Oder sind sie sogar Ausdruck eines „ästhetischen Revisionismus“?

INPUT – antifaschistischer Themenabend findet jeden letzten Mittwoch im Monat um 19.30 Uhr im Zentrum Hinterhof, Corneliusstr. 108 in Düsseldorf statt. Unregelmäßig werden INPUT-Spezial-Veranstaltungen an wechselnden Orten angeboten, zumeist im Düsseldorfer Kulturzentrum zakk. Veranstalter: Antifa-Arbeitskreis an der FH Düsseldorf und AG INPUT, in Kooperation mit dem Antirassistischen Bildungsforum Rheinland


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert